Mottaker: |
FRITZ KRASTEL
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Datering: | 21. oktober 1876 |
Sted: |
MÜNCHEN
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Brev fra perioden 1871-79
Henrik Ibsens skrifter 2008
© Henrik Ibsens skrifter
Hovedredaktør
Narve Fulsås
Edering
Christian Janss (ansv.), Ståle Dingstad, Stine Brenna Taugbøl, Ellen Nessheim Wiger
Kollasjonering og koding
Bodil Aurstad, Aasta Marie Bjorvand Bjørkøy, Nina Marie Evensen, Helene Grønlien, Åshild Haugsland, Inger Marie Kjølstadmyr, Kim Ravn, Margit Sauar, Ellen Nessheim Wiger, Mette Witting, Ingvald Aarstein
München, den 21. October 1876.
Sehr verehrter Herr!
Hocherfreut über
Ihren liebenswürdigen Brief, woraus mir das Interesse ersichtlich wird, womit
mein Schauspiel auch Seitens der
in demselben beschäftigten Künstler des
k: k: Hofburgtheaters
umfasst wird, erlaube ich mir ergebenst zu
erwiedern, dass ich in dem betreffenden Punkte
Ihrer Auffassung beitreten muss. Ich habe mir gedacht, dass es nur zu einer stürmischen Umarmung,
u. s. w. gekommen ist; also nicht zum
Alleräussersten, – obschon sehr nahe daran! Hjördis ist somit dem Gunnar körperlich als
Jungfrau
übergeben worden.
Ich gebe gern zu, dass einzelne Stellen im Dialoge auf das Entgegengesetzte schliessen lassen, z:B: im 2. Akte in der ersten Scene zwischen Hjördis und Dagny. Aber diese Stellen beziehen sich mehr auf das, wass man heutzutage ein
hysterisches Verlangen nennen würde, als auf etwas, wass wirklich passirt sei. Auch halte ich es für einen thatsächlichen weiblichen Zug wenn Hjördis dem Sigurd nicht verzeihen kann, dass er sich in jener Nacht beherrschen konnte und es nicht zum Aeussersten kommen liess. Grade wegen dieser seiner
Selbstbeherrschung
zweifelt sie auch, als er (im Buch S: 97) von seiner Liebe spricht, und ihr
Replik S: 92 beweist nur dass es zwar sehr weit, aber nicht dass es zum Aeussersten gekommen ist.
Dies ist alles, was ich heute in aller Eile über den betreffenden Punkt sagen kann. Uebrigens bitte ich Sie dem
Herrn Gabillon sowie den übrigen in der Streitfrage betheiligten hochgeschätzten Herren mein verehrungsvolles Compliment darzubringen, und mit herzlicher Danksagung zeichne ich mich hochachtungsvoll
Ihr ganz ergebener
Henrik Ibsen.